Im ersten Teil dieses Artikels "Zwischen Rabattcodes und Diät-Shakes: Wie stehen ErnährungsexpertInnen zu Social Media 1.0" haben wir die Ergebnisse zur Umfrage "Welche Rolle spielt Social Media in unserem Berufsfeld?" und unsere Gedanken dazu mit euch geteilt. In diesem abschließenden Artikel, teilt Ökotrophologe und Ernährungs-Influencer Jan Rein von Satte Sache fünf einfache Tipps für den Umgang mit Social Media als Ernährungsfachkraft.
Verzweifelt fragen wir Expertinnen und Experten uns: Wie sollen wir gegen die Bibis und Pamelas dieser Welt bestehen? Die Antwort: überhaupt nicht. Machen wir uns nichts vor: Nur ein Bruchteil der Menschen, die Wissenschafts-Content teilen, werden wie Dr. Mai Thi Nguyen-Kim die 100.000-Follower-Marke auf Instagram knacken. Auch 10.000 werden für die Meisten unerreichbar bleiben. Das macht aber nichts.
ExpertInnen vs. Blockbuster-Influencer
Vergleiche mit Mode- und Fitness-Influencern frustrieren – und bringen tun sie auch nichts. Die Frage, die wir uns stellen sollten, lautet nicht, wie wir uns gegen Blockbuster-Influencer behaupten sollen. Stattdessen geht es darum, mit und neben ihnen zu existieren, notfalls den faktenbasierten Gegenpol zu bilden.
Ernährungsfachkräfte brauchen keine 100.000 Follower für nachhaltigen Impact. Schließlich verkaufen wir keine Werbeplätze in unserem Feed, sondern versorgen unsere Community mit Mehrwert. Überlassen wir den Influencern die Unterhaltung, wir kümmern uns um Aufklärung und Problemlösung. Blockbuster-Influencer sind die ausgelassenen Partyfreunde, wir die Mentoren.
Qualität vor Quantität. Wichtig ist, die richtigen Menschen zu erreichen: Multiplikatoren, Entscheidungsträger, Blockbuster-Influencer – je nach Zielsetzung (s. unten). Und wenn wir mit unserem Online-Auftritt „nur“ 500 Follower erreichen – hinter Followern stecken Menschen. Solange darunter 50 EntscheidungsträgerInnen, Influencer mit großer Reichweite und Verlagslektoren sind, die wir positiv beeinflussen, denen wir Mehrwert bieten, die unser Fachwissen wiederum in ihren Communities teilen – dann haben wir unser Ziel erreicht.
In 5 Schritten als ErnährungsexpertIn zum erfolgreichen Auftritt in sozialen Netzwerken
Die Welt braucht ExpertInnen, die in digitalen Medien selbstbewusst ihren Trumpf ausspielen: Fachwissen. Die Menschen sehen sich nach einem Gegenpol zum Dauerfeuer aus Diät-Hacks und Rabattcodes. Sie brauchen Ernährungsfachkräfte, die nicht nur Meinungen und Erfahrungen teilen, sondern Wissenschaft einordnen, aufarbeiten und schlussendlich verständlich kommunizieren. Happen für Happen.
Für einen erfolgreichen Start gibt es hier die 5 Schritte, wie du als ErnährungsexpertIn in sozialen Netzwerken kommunizierst.
1. Grundlagen schaffen: Ansprüche und Erwartungen
Auf Visitenkarten und bei LinkedIn macht ein Doktortitel Eindruck. In den allermeisten sozialen Netzwerken nicht (Ausnahmen: berufsorientierte Netzwerke). Erwarte nicht, dass dir dein akademischer Titel allein Gehör verschafft. Erwarte auch nicht, dass dein neuer Blog oder deine neue Instagram-Seite mit dem dritten Post viral geht.
2. Ziele formulieren
Social Media ist perfekt geeignet für zwei Dinge: Zeit verschwenden und … Zeit verschwenden. Bevor du einen Account auf sieben Plattformen einrichtest, nur um dann keinen davon richtig zu bespielen, solltest du klare Ziele formulieren. Tue dir selbst einen Gefallen und entscheide erst danach, welche Plattform du nutzen möchtest. Was erhoffst du dir von deinem Social-Media-Auftritt?
KundInnen für deine Ernährungsberatung
KundInnen für deine Produkte/Dienstleistungen
Anfragen für Vorträge/Workshops
Mediale Präsenz
Reputation
Aufklärung
Geld durch Kooperationen
…
3. Die richtige Zielgruppe erreichen
Als Nächstes überlegst du dir, wen du erreichen musst, um deinem Ziel näher zu kommen. Wie wir eben gesehen haben, geht es nicht darum, irgendwelche Menschen in großer Zahl zu erreichen. Für die allermeisten ExpertInnen reicht es, weniger, aber dafür die richtigen Menschen zu erreichen.
(Tipp: Essay „1.000 true friends“ vom Internetvordenker und Futurist Kevin Kelly)
4. Die richtigen Plattformen nutzen
Nun hast du ein Ziel und eine Zielgruppe – jetzt folgen die passenden Plattformen. Du bietest Ernährungsberatung hauptsächlich für berufstätige Frauen zwischen 25 und 35 an? Dann sind LinkedIn, Podcasts und Instagram besser geeignet als TikTok und Twitch. Aber Vorsicht: Die Nutzer-Demografie der Plattformen ist fluide. Vor zehn Jahren noch tummelten sich nur Teens und Twens bei Facebook, heute ist dort auch meine Großmutter angemeldet. Mindestens so wichtig wie Ziel und Zielgruppe für die Wahl der Plattform, ist, dass du dich wohlfühlst. Es bringt nichts, wenn du nicht gerne in eine Smartphone-Kamera sprichst und dich zu Instagram Stories quälst. Das macht nicht nur dir keinen Spaß – die Community spürt es, wenn du dich verstellst und unwohl fühlst. Stattdessen wäre ein Podcast, Blog oder Artikel auf Medium vielleicht etwas für dich.
5. Loslegen
Jetzt legst du los. Experimentiere mit verschiedenen Formaten. Mach nicht zu viele Mindmaps und Listen – teste deine Ideen. Lass dich von anderen Nutzern inspirieren. Hab Geduld und betrachte Social Media vor allem zu Beginn als Testlabor.
Wenn wir als ErnährungsexpertInnen die Welt zum Positiven verändern wollen, müssen wir mit unserem Know-how genau dorthin: in die Welt. In den Alltag. In die Köpfe der Menschen. Wir müssen zum Referenzpunkt in Ernährungsfragen werden. Wir brauchen mehr sichtbare, mutige, selbstbewusste ExpertInnen in dieser Welt. Und wenn das unsere Ziele sind, dann verhält es sich so, wie Anja Tanas, Fachjournalistin, Köchin, Autorin und eine der Teilnehmerinnen in unserer Umfrage schrieb:
„Social Media ist nicht nur eine Chance, es ist ein Muss.“
Gemeinsam mit Jan Rein, bieten wir ab sofort ein persönliches Social-Media-Coaching per Telefon oder Vidoe-Call an. In diesem 60 minütigen Coaching berät dich Jan, wie du mehr Sichtbarkeit und neue Karrierechancen und Klienten gewinnst. Erfahre hier mehr dazu.
Dieser Artikel wurde geschrieben von Jan Rein
Gemeinsam mit Laura Merten betreibt Jan den Blog Satte Sache. Über die Website, mit ihren Podcasts und über die Sozialen Medien erreichen die zwei Ökotrophologen monatlich knapp 60.000 Menschen. Über Jan's und Laura's gemeinsame Mission haben wir hier geschrieben.