Vom Food Blog zur Start-Up-Gründung. Emilie zeigt, wie es geht. Die Idee, gesunde Snacks aus nachhaltigen Hülsenfrüchten herzustellen, kam ihr während ihres Studiums und ließ sie nicht mehr los. Im letzten Bachelor-Semester krempelte Emilie die Ärmel hoch, suchte sich Gründungs-Partner mit ergänzenden Skill-Sets und legte los. Kaum ein halbes Jahr später ist ihr Start-Up Hülsenreich spruchreif. Im Interview erzählt uns Emilie von ihrer Produktidee, dem Gründen und warum es mehr Innovationen im Bereich der Ernährung braucht.
Emilie, du hast mit der Hülsenreich GmbH eine Lebensmittelproduktion selbst aufgebaut. Wie kam es dazu?
Ich habe Ernährungswissenschaften in Halle studiert und wusste schon in meinem letzten Bachelor-Semester, dass ich anschließend gerne etwas eigenes aufbauen möchte. Meine Gedanken kreisten um die Idee: Snacks aus Hülsenfrüchten. In meiner Bachelorarbeit habe ich mich theoretisch mit dem Thema beschäftigt, parallel Gründungs-PartnerInnen gesucht und einen Gründungs-Förderantrag eingereicht. Sechs Monate später konnten wir starten. Zunächst hatten wir in der Uni für ein Jahr die Möglichkeit den Markt zu erkunden, Produkte zu entwickeln und ein Konzept aufzustellen. Nach der Gründung im Mai 2019 haben wir dann unsere eigene Produktion eingerichtet und sind im Juli auf den Markt gestartet.
Was macht ihr jetzt genau?
Unsere ersten Produkte sind geröstete Kichererbsen. Dafür weichen wir die Kichererbsen ein, kochen sie und rösten sie fettfrei mit Heißluft. Danach werden die knusprigen Erbsen mit verschiedenen Gewürzen oder auch mit Schokolade veredelt. Neben der Produktion gibt es aber natürlich noch die vielen anderen Start-Up-Aufgaben: Vertrieb, Marketing, Logistik. Zu letzterem zählt in der Praxis vor allem Pakete zu packen und Prozesse zu optimieren.
Wie bist du auf die Idee gekommen, Snacks aus Hülsenfrüchten zu produzieren?
Die Inspiration kam mir während des Studiums. In den Ernährungswissenschaften sind Hülsenfrüchte quasi zum Mantra geworden: Sie sind gesund, eine pflanzliche Eiweißquelle und haben extrem viele Ballaststoffe. Gleichzeitig können sie nachhaltig angebaut werden und verbessern beim Wachsen die Bodenqualität. Das alles sind Eigenschaften, die sie in der Pflanzenwelt einzigartig und sehr wertvoll machen. Als Studierende wurden wir gleichzeitig damit konfrontiert, wie wenig Hülsenfrüchte heutzutage in Deutschland verzehrt werden - durchschnittlich gerade mal ein Kilo pro Kopf im Jahr. Ich habe hier eine große Chance gesehen, um zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Den heimischen Nährstoffbomben ein neues Image geben und gleichzeitig einen gesunden Snack entwickeln.
Was sind die Vorteile als Ernährungswissenschaftlerin zu gründen?
Ganz klar, dass du dein Produkt - solange es etwas mit Ernährung zu tun hat - authentisch vertreten kannst. Man nimmt dir ab, dass du wirklich Ahnung von der Materie hast und ein solides, sinnvolles Produkt entwickelt hast. Auch mein Modul Lebensmittelrecht hat mir aus dem Studium viel weitergeholfen. Natürlich musste ich nochmal vieles nachlesen, doch was man grundsätzlich z.B. beim Deklarieren von Health Claims beachten muss, hatte ich bereits gelernt.
Was können ErnährungsexpertInnen deiner Meinung nach richtig gut?
Was wir Ernährungswissenschaftler richtig gut können, ist wirklich sinnvolle Innovationen von Marketing-Quatsch zu unterscheiden. Immer mehr Unternehmen wollen die tollsten Produkte erfunden haben, die wir alle unbedingt brauchen, um uns gesund zu ernähren. Egal ob App oder Lebensmittel: Hier enttarnen ErnährungsexpertInnen am besten und schnellsten Neuerungen, die unnötig oder - noch schlimmer - unseriös sind. Wichtig ist, dass wir ExpertInnen dann aber auch unsere Stimme erheben und auf Falschinformationen hinweisen. Das gilt übrigens für alle Medien, wie z.B. aufreißerische Zeitungsartikel.
Braucht die Welt Innovationen im Ernährungsbereich?
Ich persönlich kenne einige Menschen, die sich zurück auf eine ursprüngliche Ernährungsweise besinnen und diese Frage bestimmt mit Nein beantworten würden. Doch im globalen Kontext bin ich mir sicher, dass Innovationen helfen können, Ernährungsprobleme zu lösen. Denn dass der einfache Weg: „Weniger Fleisch, mehr Gemüse“ nicht ohne Hilfe gegangen werden kann, haben die letzten Jahrzehnte bewiesen. Es gibt viele Probleme und viele Ansatzpunkte und Innovationen haben die Aufgabe, es einfacher zu machen, den richtigen Weg zu gehen.
Wer Emilie auf ihrem Weg als Gründerin begleiten möchte, kann sich via LinkedIn oder Instagram mit ihr verbinden. Hülsenreich und jede Menge spannende Fakten über Hülsenfrüchte findet ihr ebenfalls auf Instagram und Facebook.
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Interview von Simone K. Frey